Uni-Überblick

Die Melantonini des Studienjahres 2024-25 haben ihre Eindrücke zu verschiedenen theologischen Fakultäten gesammelt und geben diese gerne weiter.

 

Alfonsiana

Es herrscht eine offene, interessierte, herzliche, klein/familiäre, Atmosphäre an der Päpstlichen Akademie Alfonsiana. Es gibt keine Scheu vor vermeintlichen Tabu-Themen. Unter den Studentes besteht eine klar konservativ-katholische Ausrichtung, jedoch mit autoritäts-/hierarchiekritischen Einschlägen bzw. Anfragen. Das akademische Profil hat eine eindeutige moraltheologische Ausrichtung, d.h. Moralische Maßstäbe werden anhand der göttlichen Offenbarung bemessen und diskutiert.

Besonders macht die Hochschule die internationale Atmosphäre, die direkt angegliederte Kirche, in der regelmäßig Messen (auch offiziell von der Akademie bspw. zur Eröffnung des akademischen Jahres) stattfinden und die quasi immer geöffnet ist, sowie die unkomplizierte Einschreibung (Angabe persönlicher Daten sowie Kurswahl; keine Kopie des Abiturzeugnisses o.ä. notwendig) und ein sehr zuvorkommendes Sekretariat

Englische Kommunikation ist leider nicht immer möglich (Prüfungen auf Englisch aber i.d.R. schon). Dadurch, dass der absolute Großteil der Studentes und ein nennenswerter Teil der Professores keine Italienisch-Muttersprachler sind, ist das sprachliche Niveau eher moderat. Ein kleiner Tipp: Oben links, wenn man in den Hof der Akademie läuft, sitzt ein Portiere, der jede unbekannte Person nach ihrem Anliegen fragen und ggfs. abweisen wird. Also am besten zuerst einen Termin beim Sekretariat abmachen, damit man reingelassen wird, wenn man das erste Mal dort ist. Die meisten Räume sind durchgehend offen – man wird immer einen leeren Raum finden, wenn man für sich arbeiten, aber nicht in die Bibliothek möchte

 

Facoltà Valdese

Die Facoltà Valdese ist so etwas wie die “akademische Basis” des Centro Melantone. Sie ist der einzige Ort in Rom, an dem evangelische Theologie studiert werden kann. Hier  erwartet die Melantonine/i ein Team an Professor*innen, die größtenteils aus den waldensischen, methodistischen oder baptistischen Kirchen Italiens stammen und darum den italienischen Protestantismus bestens kennen. Gleichzeitig haben viele von ihnen in Deutschland oder der Schweiz studiert und gelehrt, sodass Prüfungsleistungen auf Nachfrage auch auf Deutsch abgelegt werden können. Der Kontext kann also durchaus mit dem einer deutschen Theologischen Fakultät verglichen werden. Hier können die Melantonine/i wie in Deutschland aus dem klassischen Fächerkanon auswählen und Prüfungen ablegen oder Hausarbeiten schreiben, die je nach Heimatuniversität auch in Deutschland anerkannt werden. Wer beispielsweise einmal eine Predigt auf italienisch schreiben möchte, ist im homiletischen Hauptseminar von Prof. Francesca Nuzzolese immer willkommen und wer sich einmal aus dogmatischer Perspektive in Karl Barth oder Bonhoeffer hineindenken möchte, findet an der Facoltà mit Prof. Fulvio Ferrario einen Experten.
Wer fürchtet hier weniger über Ökumene zu lernen, als an katholischen Universitäten oder glaubt hier einen Kontext vorzufinden, den wir sowie schon kennen, darf sich an der Facoltà vom Gegenteil überzeugen lassen. Die Geschichte von Minderheit und Verfolgung der Waldenser haben eine ganz eigene Prägung des reformierten Christentums hervorgebracht, mit der sich in jedem Fall die ökumenische Begegnung lohnt. Was sollten künftige Melantonine/i also bezüglich der Facoltà unbedingt beachten? Sie sollten auf jeden Fall großzügig Belegen und mit Interesse und Beteiligung in die Veranstaltungen gehen. Dafür lohnt es sich natürlich, einigermaßen sicher mit der italienischen Sprache umgehen zu können.
Melantonine/i sollten sich auf keinen Fall von den kleinen Gruppengrößen und der familiären Atmosphäre abschrecken lassen, denn diese Bedingungen können sich auch akademisch als großer Vorteil erweisen, wenn auf persönliche Interessen eingegangen werden kann oder Prüfungsleistungen so individuell gestaltet werden können, dass sie auf den jeweiligen Kontext der Heimatuniversität passen. Die Mitarbeitende im Sekretariat und das gesamte Professorium sind immer ansprechbar und helfen sehr gerne bei Fragen oder persönlichen Anliegen.
Nicht zuletzt ist die Facoltà der Ort in Rom, um Freundschaften mit italienischen protestantischen Theolog*innen zu schließen und bietet mit Bibliothek und Terrasse einen einzigartigen Ort zum Leben, Lernen und Kaffee trinken.

 

Gregoriana

Die Gregoriana der Jesuiten ist die älteste und eine der größten päpstlichen Universitäten. Sie bietet mit sechs Fakultäten unzählige Möglichkeiten, internationale Atmosphäre und professionelle Organisation in einem beeindruckenden Gebäude. Sie bildet mit dem Orientale (Ostkirchen-Studien) und Biblicum (Bibelwissenschaften) eine Einheit. Obwohl Laien nur ca. 20% der Studierenden neben Priestern und Ordenschristen ausmachen, fühlt man sich willkommen.

Die Gregoriana bietet unzählige Möglichkeiten – bei einigen Veranstaltungen muss abgesprochen werden, ob eine Belegung möglich ist. Ansonsten ist die Atmosphäre in den meisten Kursen recht herzlich. Die Größe der Veranstaltungen hängt davon ab, in welchem Bereich man sucht – exegetische Vorlesungen sind meist relativ groß, während Veranstaltungen im Bereich der Spiritualität meist persönlicher und dialogischer angelegt sind.

Die Internationalität stellt eine große Chance des Austauschs dar – einige Kommilitonen sind noch nie mit Vertretern der evangelischen Kirche in Kontakt gekommen. Die Gregoriana bietet in jedem Semester gesonderte Freisemesterveranstaltungen an, in denen man auf katholische Kommilitonen aus deutschsprachigen Ländern stößt, die ebenfalls ein Jahr in Rom studieren. Diese Seminare sind meist äußerst gewinnbringend, wenngleich einigermaßen arbeitsaufwändig.

 

Marianum

Das Marianum bietet, wie der Name vermuten lässt, verschiedenste Kurse im Bereich der Mariologie an. Die meisten Kurse hier sind zwar für einen Lizenziats- oder Doktoranden-Studiengang ausgelegt, da Mariologie aber nicht unbedingt Teil der Baccalauréats-Studien ist, ist kein größeres Vorwissen für die Teilnahme an den Veranstaltungen notwendig. Mariologie ist auch in der Katholischen Theologie eher ein Spezialgebiet, daher sind die Kurse am Marianum in kleinen Gruppen organisiert. Die Gemeinschaft ist herzlich und offen und zeigt oft ein ehrliches Interesse daran über ihren Studiengang und andere theologische Themen in Austausch zu treten. Viele sind selbst internationale Studierende. Die Mitarbeitenden an der Fakultät sind ebenfalls sehr freundlich. Aufgrund der kleinen Studierendenzahl kennen sie einen hier meist persönlich und sind sehr hilfsbereit, was die Einschreibung und die Kurswahl angeht. Neben einem eigenen festen Lehrkörper lädt das Marianum auch öfter Gastdozenten aus anderen Fakultäten Roms ein, wie zum Beispiel aus Sant’Anselmo, mit denen sie sich einen Baccalauréats-Studiengang teilen, oder auch aus der Facoltà Valdese, um ökumenische Seminare durchführen zu können.

 

Sant’Anselmo

Das „Pontificio Ateneo Sant’Anselmo“ – oder einfach Anselmianum oder Sant’Anselmo liegt als kleine Oase der Ruhe, umgeben von viel Grün und Bäumen auf dem Aventin-Hügel oberhalb des Tibers. Hier, wo auch im Sommer erfrischender Wind weht, ist man etwas abseits des Stadt-Trubels und dennoch mittendrin.

Sant’Anselmo ist die Hochschule des Benediktinerordens und hat einen besonderen Schwerpunkt auf der Liturgiewissenschaft, die hier als eigene Fakultät angegliedert ist. Daneben gibt es noch die theologische Fakultät (mit einem besonderen Schwerpunkt auf Monastik) und die philosophische Fakultät. Wer sich für Liturgie begeistert – oder begeistern lassen möchte –, sein*ihr Wissen über das Mönchtum vertiefen oder sich mal mit der Benediktsregel beschäftigen will, ist hier genau richtig. An sich ist für jede*n was dabei – und sei es der Kurs zum liturgischen Blumenbinden.

Der „Ordo Anni Academici“ (also das Vorlesungsverzeichnis) kann im Sekretariat abgeholt oder online heruntergeladen werden. Die Kursbeschreibungen enthalten meist nicht mehr als der Titel der Veranstaltung hergibt – davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen.
Die Einschreibung erfolgt vor Ort im Sekretariat (Öffnungszeiten beachten und im Zweifel besser vormittags hin), wo das Centro Melantone Programm auch bekannt ist. In der Regel können alle Veranstaltungen besucht werden, und auch nach Ablauf der Anmeldefrist (trotzdem besser vorher im Kalender markieren) sind Einschreibungen bei freundlicher Nachfrage oft noch möglich.
Preislich sind die Kurse sehr in Ordnung und bewegen sich im Durchschnitt. Eine Einschreibegebühr entfällt. Infos zu den Räumen und anderen Veranstaltungen (z. B. zu Abendvorträgen des Forum Sant’Anselmo) können den Aushängen am „Schwarzen Brett“ neben dem Sekretariat entnommen werden.
„Sitzscheine“ für die Anrechnung der Kurse in Deutschland können am besten gesammelt über das Rektorat erfragt werden (mit dem Hinweis, dass die ECTS-Punkte vermerkt sein sollten), eine Ausstellung in deutscher Sprache kann beantragt werden.

Die Atmosphäre in Sant’Anselmo ist offen und hilfsbereit – sowohl unter den Professor*innen als auch unter den Studierenden. Menschen aus allen Teilen der Welt prägen das Hochschulleben. Auch einige deutschsprachige Studierende und Professor*innen sind vertreten und helfen gerne weiter oder laden mal zum Mittag- oder Abendessen ins Refektorium ein. Das Mittagsgebet und die Vesper am Abend in der angegliederten Kirche Sant’Anselmo all’Aventino sind öffentlich und können besucht werden.